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Das Erbe der portugiesischen Sprache in Afrika

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verfasst von Marco Ramerini, übersetzt von Dietrich Köster

Nach der Eroberung der arabischen Festung Ceuta in Marokko im Jahr 1415 waren die Portugiesen die ersten Europäer, die die afrikanische Küste erkundeten, und in den 1460er Jahren errichteten sie in Arguim (Mauretanien) die erste Festung. 1482 wurde die Burg von São Jorge da Mina an der Goldküste (Ghana) errichtet. Im Jahr 1487 umrundete der portugiesische Entdecker Bartolomeu Diaz das Kap der Guten Hoffnung, und 1497 umrundete Vasco da Gama den afrikanischen Kontinent und erreichte Indien (1498).

Im 15. und 16. Jahrhundert beherrschten die Portugiesen unbestritten die afrikanische Küste. Die portugiesischen Siedlungen in Afrika dienten den portugiesischen Schiffen als Versorgungsstationen auf dem Weg nach Indien, aber sie waren auch Handelsstationen, an denen die Portugiesen mit den Afrikanern Gold, Sklaven und Gewürze handelten, und die portugiesische Sprache wurde an den Küsten Afrikas als Verkehrssprache verwendet.

Portugiesisch wird heute in mehreren afrikanischen Ländern gesprochen, hauptsächlich in den ehemaligen portugiesischen Kolonien: Es ist Amtssprache in Mosambik, Angola, Äquatorialgiuinea, São Tomé und Príncipe, Guinea-Bissau und Kap Verde. Eine Art portugiesisches Kreol wird in Senegal, Guinea-Bissau, Kap Verde, São Tomé und Príncipe und Äquatorialguinea gesprochen. Eine große Gemeinschaft von Portugiesen aus Portugal, Angola und Mosambik lebt in Südafrika.

Die portugiesische Sprache hat auch mehrere afrikanische Sprachen beeinflußt. Viele portugiesische Wörter wurden dauerhaft aus verschiedenen afrikanischen Sprachen wie Swaheli und Afrikaans entlehnt.

WESTAFRIKANISCHE KÜSTE UND KAPVERDISCHE INSELN

Im 16. Jahrhundert trug die Ansiedlung verschiedener Gruppen von portugiesischen Händlern und Lançados (Mestizen) an der Küste von Senegal, Gambia und Guinea zur Verbreitung der portugiesischen Sprache in diesen Gebieten bei. Heute wird in der Casamance (Ziguinchor-Kreol), in Gambia und in Guinea-Bissau (Bissau-Bolama-, Bafatá- und Cacheu-Kreol) ein portugiesisches Kreol gesprochen, dessen lokaler Name Kriol lautet. Diese Sprache ist die erste Kreolsprache, die aus dem Kontakt zwischen Europäern und afrikanischen Völkern hervorgegangen ist.

In Guinea-Bissau ist Kriol die Landessprache und Portugiesisch ist die offizielle Sprache. Die Kapverdischen Inseln waren bis 1975 eine portugiesische Kolonie, so daß Portugiesisch heute die offizielle Sprache des Archipels ist. Das kapverdische Kreol wird von der gesamten Bevölkerung gesprochen und ähnelt dem von Guinea-Bissau und der Casamance. Portugiesisch ist für viele Menschen eine Zweitsprache.

Kap Verde: Kreolisch ist die erste Sprache von 350.000 Kapverdiern (1990), während Portugiesisch für die Mehrheit die zweite Sprache ist.

Guinea-Bissau: 150.000 Sprecher von Kreol als Erstsprache (1996) und 600.000 Nutzer von Kreol als Zweitsprache; 20.000 Sprecher von Portugiesisch als Erstsprache (1991).

Senegal und Gambia: 55.000 Sprecher des Kreol von Ziguinchor in der Casamance als Erstsprache (1990). Der Dialekt in Senegal ist etwas anders als in Guinea-Bissau. Er enthält einige französische Vokabeln.

Manca la carta geográfica da África ! Portugiesischsprachige Gemeinschaften im heutigen Afrika. Das Erbe der portugiesischen Sprache in Afrika. Autor: Marco Ramerini

GOLF VON GUINEA

Entlang der Küste Ghanas (Goldküste) entwickelte sich eine Art Portugiesisch (Kreol), das von den einheimischen Händlern im 16., 17. und 18. Jahrhundert im Verkehr mit anderen Europäern (Niederländern, Engländern, Dänen, Brandenburgern, Franzosen, Schweden) gesprochen wurde, auch noch einige Jahre nachdem die Portugiesen die Goldküste verlassen hatten. Bis 1961 hatte Portugal ein Fort in Dahomey, dem heutigen Benin. Sein Name ist São João Baptista de Ajudá (Ouidah). Hier wurde in den letzten Jahrhunderten Portugiesisch von einer Gemeinschaft gemischter portugiesischer Nachkommen verwendet. Portugiesisch wurde auch im Königreich Dahomey als Sprache für die Außenbeziehungen mit anderen Europäern verwendet.

Auf einigen Inseln im Golf von Guinea wird auch heute noch portugiesisches Kreol gesprochen. Diese Inseln sind: São Tomé und Príncipe (São Tomé und Príncipe) und Anobom (Äquatorialguinea). Sãotomense (Forró) und Angolar (Moncó) werden auf der Insel São Tomé und Principense auf der Insel Príncipe gesprochen. Diese Kreole unterscheiden sich deutlich von den Kreolen der Kapverden, Guinea-Bissaus, Senegals und Gambias.

Portugiesisch ist die Amtssprache von São Tomé und Príncipe und wurde 1993 von der Mehrheit der Einwohner als Zweitsprache gesprochen; nur 2.580 Personen nutzten sie als Erstsprache. Auf der Insel Anobom (Pagalu, Äquatorialguinea) spricht die Bevölkerung eine besondere Form des portugiesischen Kreols: Anobonense oder Fá d’Ambô genannt, eine seltene Mischung aus angolanischen Bantu-Dialekten und Altportugiesisch, die der Sprache von São Tomé ähnelt. Portugiesisch wurde am 20. Juli 2010 zur dritten Amtssprache Äquatorialguineas.

SÜDLICHES AFRIKA: Kongo, Angola, Südafrika und Mosambik

Im 16. Jahrhundert sprachen im Königreich Kongo viele Mitglieder der herrschenden Klasse fließend Portugiesisch. Diese Sprache war auch der Träger für die Verbreitung des Christentums. Das Zeugnis eines europäischen Reisenden aus dem Jahr 1610 belegt, daß in Soyo alle Kinder Portugiesisch lernten. Im Königreich Kongo gibt es Belege für die Existenz portugiesischer Schulen, die im 17. und 18. Jahrhundert von Missionaren betrieben wurden. Im 16., 17. und 18. Jahrhundert verbreitete sich der Einfluß und die Verwendung des Portugiesischen als Handelssprache entlang der Küste des Kongo und Angolas von Loango bis Benguela.

In Angola – bis 1975 eine portugiesische Kolonie – ist Portugiesisch die Amtssprache und wird von vielen Menschen gesprochen. Die meisten Mestizen (1995 etwa 1,5 % der angolanischen Bevölkerung, d. h. 170.000) sprechen Portugiesisch als Muttersprache und identifizieren sich mit der portugiesischen Kultur. In Mosambik – bis 1975 auch eine portugiesische Kolonie – ist Portugiesisch die Amtssprache und wird von vielen Menschen gesprochen, hauptsächlich als Zweitsprache. In Südafrika wird Portugiesisch von Menschen portugiesischer Abstammung und von Einwanderern aus Angola, Mosambik und Brasilien (600.000) gesprochen.

Angola: 57.600 Sprecher von Portugiesisch als Erstsprache (1993), und ein großer Teil der Einwohner spricht Portugiesisch als Zweitsprache.

Mosambik: 30.000 Sprecher von Portugiesisch als Erstsprache, und vier Millionen Einwohner sprechen Portugiesisch als Zweitsprache, etwa 30 % der Bevölkerung (1991).

Südafrika: Mehr als eine halbe Million Menschen sprechen Portugiesisch als Erstsprache.

OSTAFRIKA: Kenia und Tansania

Portugiesisch wurde im 17. und 18. Jahrhundert als Verkehrssprache verwendet. Dies war auf die portugiesische Vorherrschaft an der Ostküste Afrikas bis zum Ende des 18. Jahrhunderts zurückzuführen. Mombasa wurde bis 1698 gehalten, und 1728/1729 wurde ein kurzer Wiederbesetzungsversuch unternommen. Ein britischer Leutnant berichtet, daß 1831 ein Mann in Mombasa ein gebrochenes Portugiesisch sprach. Der Kontakt zwischen Portugiesen und Afrikanern beeinflußte auch die Swaheli-Sprache, die heute an der gesamten Ostküste Afrikas gesprochen wird. Es gibt mehr als 120 Wörter portugiesischen Ursprungs in der Suaheli-Sprache.

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