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Portugiesisch in Mosambik: Sprachgeschichte, Sprachsituation und Sprachpolitik – ein Überblick

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Verfasst von Dietrich Köster

1. Allgemeine Angaben

Mosambik liegt im Südosten Afrikas am Indischen Ozean und besitzt Tansania im Norden, Malawi, Sambia, Simbabwe und Südafrika im Westen und Swasiland sowie Südafrika im Süden als Nachbarländer. Die Republik Mosambik hat nach dem Stand von Juli 2005 19.406.703 Einwohner auf einer Fläche von 801.590 km². Damit beträgt die Bevölkerungsdichte 24 Einwohner/km².

2. Die Portugiesen in Mosambik 1498-1885

Der portugiesische Seefahrer Vasco da Gama erreichte das heutige Mosambik 1498 auf dem Weg nach Indien. Jahrhundertelang beschränkte sich der Einfluß Portugals und der portugiesischen Sprache auf die fast 3.000 km lange Küste und das Tal des Sambesi.

3. Die Portugiesen in Mosambik 1885-1974

Erst mit der von Bismarck einberufenen Berliner Kongo-Konferenz 1884/85 sollte von den an Afrika interessierten Mächten festgelegt werden, daß ein Kolonialgebiet nur dann völkerrechtlich anerkannt wird, wenn diese Gebiete nicht nur entdeckt worden sind, sondern auch eine tatsächliche Staatsgewalt durch eine Verwaltungsstruktur, Polizei und Militär ausgeübt wird. Erst jetzt sollte Portugal Mosambik flächendeckend – im Süden unter Einsatz militärischer Gewalt – besetzen und eine Verwaltung bis in den letzten Winkel des Gebietes vortreiben. Erst nach dem 1. Weltkrieg hatte Portugal Mosambik voll unter seiner Kontrolle, wobei bis 1942 Teile des Landes unter Kolonialgesellschaften mit vom portugiesischen Staat verliehenen Hoheitsbefugnissen standen. Die Zahl der Portugiesen als Träger der portugiesischen Sprache sollte nur langsam steigen.

Sie betrug 187.000 im Jahre 1970. Einzige Amts- und Unterrichtssprache während der portugiesischen Herrschaft war die portugiesische Sprache. Diese Regelung galt auch für die von den christlichen Missionsgesellschaften betriebenen Missionsschulen. Die Portugiesen unterschieden bis 1961 zwischen civilizados und não-civilizados unter der eingeborenen Bevölkerung. Nur die 1% civilizados beherrschten die portugiesische Sprache in Wort und Schrift. Während die europäische Bevölkerung ihre Kinder fast geschlossen einschulte, lag der Anteil der Analphabeten unter der schwarzen Bevölkerung bei 97%. Weitere Personen der schwarzen Bevölkerungsmehrheit besaßen durch den Kontakt mit Portugiesen mündliche Kenntnisse der portugiesischen Sprache. Die Bevölkerung Mosambiks betrug bei der Volkszählung Ende 1970 8,233 Millionen, darunter 187.400 Weiße, die fast ausschließlich Portugiesen waren, 39.300 Mestiços (Mischlinge), 18.400 Inder, besonders Goanesen, und 2.700 Chinesen, vor allem aus Macau.

Igreja de Santo António ou Capela, Ilha de Moçambique, Moçambique. Autor Steve Evans. Licensed under the Creative Commons Attribution
St. Antonius Kirche oder Kapelle, Ilha de Moçambique, Mosambik. Autor Steve Evans

4. Die Sprachpolitik der FRELIMO 1962-1974

Der bewaffnete Befreiungskampf wurde aus Tansania über den Grenzfluß Rovuma mit vom Ostblock gelieferten Waffen in den Norden Mosambiks hineingetragen. Dieser Kampf wurde von der 1962 durch Zusammenschluß dreier Organisationen zur Frente de Libertação de Moçambique (FRELIMO) ab 1964 durchgeführt. Mit Ausnahme weniger Kämpfer, die in Nachbarländern intensiv mit der englischen Sprache in Berührung gekommen waren, setzte sich die FRELIMO von Anfang an für portugiesisch als einigendes Band – als língua da unidade nacional – ein, um Stammesdenken nicht aufkommen zu lassen.

5. Die Sprachpolitik der FRELIMO-Regierung ab der Unabhängigkeit am 25. Juni 1975

5.1. Portugiesisch als Unterrichts- und Amtssprache

Mit der politischen Unabhängigkeit Mosambiks vom Mutterland Portugal war es das erklärte Ziel der „Befeiungsbewegung an der Macht“, der FRELIMO, die Zahl der Analphabeten herabzusetzen. Da schon vor dem Unabhängigkeitstag die Portugiesen bis auf eine Restzahl von ca. 20.000 das Land überstürzt verlassen hatten, wandte sich die FRELIMO an Staaten des Ostblocks. Auf diese Weise kamen auch Dozenten aus der ehemaligen DDR bei der Lehrerausbildung zum Einsatz. Seit einigen Jahren unterstützt Portugal die Reaktivierung des Schulwesens. Schließlich leistet die Bundesrepublik Deutschland Bildungshilfe in Mosambik, vor allem durch die GTZ*. Alle Bildungsmaßnahmen werden grundsätzlich auf portugiesisch durchgeführt. Überlegungen, die mosambikanischen Schüler in einer einheimischen Sprache zu beschulen, gibt es unter der Federführung der Universidade Eduardo Mondlane (UEM) nur im Versuchsstadium von geringer Tragweite. Trotz aller Anstrengungen, die Zahl der Analphabeten zu senken, liegt die Zahl der Lese- und Schreibunkundigen heute noch bei 70%. Alle staatlichen Einrichtungen bedienen sich monopolartig der portugiesischen Sprache. Dies gilt für alle Behörden, die Gerichte, die Polizei und das Militär. Alle schriftlichen Verlautbarungen erfolgen ausschließlich auf portugiesisch. Ausnahmen sind nur bei mündlicher Kontaktaufnahme zu einzelnen öffentlichen Bediensteten vorstellbar.

Im Artikel 10 der Verfassung von 2004 heißt es ausdrücklich: In der Republik Mosambik ist die portugiesische Sprache die Amtssprache.

* Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit

5.2. Erwachsenenalphabetisierung und portugiesische Sprache

Da die Mehrzahl der Bevölkerung noch auf dem Lande lebt und hier das Netz der Schulen noch weitmaschig ist, ist die Zahl der Analphabeten unter den Erwachsenen hier besonders hoch. Für diesen Personenkreis gibt es zunehmend Alphabetisierungskurse, die in neunmonatigen Grund- und Aufbaukursen Anfangsgründe des Portugiesischen vermitteln. Wer eine reguläre Schullaufbahn absolvieren möchte, hat nur in den Provinzhauptstädten – besonders in Maputo, Beira und Nampula – die Möglichkeit, einen Abschluß einer weiterführenden Schule zu erwerben.

5.3. Die Bedeutung der Presse, des Hörfunks und des Fernsehens für die Verbreitung der portugiesischen Sprache

Die Presse ist bis auf eine kleine Tageszeitung in Beira auf die Hauptstadt Maputo konzentriert. Im wesentlichen handelt es sich um die Tageszeitung notícias, die Sonntagszeitung domingo und die Wochenzeitungen Tempo und SAVANA. Alle Zeitungen erscheinen in portugiesischer Sprache und erreichen in erster Linie die Leserschaft in der Hauptstadt. Während das Fernsehen nur die Ballungsräume des Landes erreicht und in portugiesisch ausgestrahlt wird – ausländische Filme werden im Originalton mit portugiesischen Untertiteln gezeigt -, bedient sich der Hörfunk neben dem Portugiesischen auch der sechs wichtigsten Regionalsprachen, wobei changana als der bedeutendsten einheimischen Sprache eine herausgehobene Stellung zukommt.

Zusammenfassend läßt sich sagen, daß außer im Hörfunk auch bei den Masssenmedien das Portugiesische eine beherrschende Position innehat.

5.4. Das mosambikanische Portugiesisch

Vor der Unabhängigkeit war das Portugiesische des Mutterlandes als Sprachnorm (língua-padrão) für das gesamte öffentliche Leben im Rahmen der portugiesischen Assimilierungspolitik zwingend vorgeschrieben. Schließlich sah die damalige Überseepolitik als langfristiges Ziel vor, alle Mosambikaner sprachlich und kulturell zu Portugiesen zu machen. Sprachabweichungen von der europäischen Norm wurden als pretoguês abqualifiziert. Dieser Zwang der Beachtung der Sprachnorm des Mutterlandes sollte mit der Unabhängigkeit nachlassen. Jetzt wurden Wörter aus den einheimischen Sprachen ins Portugiesische eingeführt. Mit dem Wind des politischen Wandels Anfang der 1990er Jahre sollte das politisch gefärbte Vokabular teilweise wieder aufgegeben werden.

6. Bibliographie

– Leiste, Doris, Die portugiesische Sprache in Moçambique – eine Untersuchung zur Entwicklung der Sprachsituation von der Kolonialzeit bis in die Gegenwart, Dissertation A, Karl-Marx-Universität, Leipzig 1988

– Perl, Matthias u.a., Portugiesisch und Crioulo in Afrika, Geschichte – Grammatik – Lexik – Sprachentwicklung, Universitätsverlag Dr. N. Brockmeyer, Bochum 1994, ISBN 3-8196-0261-5

– Leclerc, Jacques, L’aménagement linguistique dans le monde, Mozambique, Universität Laval, Québec 2006, https://www.axl.cefan.ulaval.ca/afrique/mozambique.htm

– Jacob, Ernst Gerhard, Grundzüge der Geschichte Portugals und seiner Übersee-Provinzen, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1969

– Klett-Handbuch für Reise und Wirtschaft Afrika, herausgegeben vom Afrika-Verein e.V., Hamburg, Band III Südliches Afrika, Kapitel Moçambique, Seiten 301-324, 2. Auflage, Ernst Klett Verlag, Stuttgart Januar 1975, ISBN 3-12-949020-5

© Mai 2006 von Dietrich Köster, D-53115 Bonn

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