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Portugiesische Sprache

Die weltweite Verbreitung der portugiesischen Sprache und ihre Förderung durch spanischsprachige Länder

von Dietrich Köster, Bonn

Isabel Hub Faria zeigt in ihrem Aufsatz* auf, daß die portugiesische Sprache auf allen Kontinenten Verbreitung gefunden hat.
Während sie in Europa (Portugal), Südamerika (Brasilien) und Afrika (Kap Verde, Guinea-Bissau, São Tomé und Príncipe, Angola und Mosambik) jeweils über den Status der einzigen nationalen Amtssprache verfügt, besitzt Portugiesisch in Asien nur in der Sonderverwaltungsregion Macau – seit 1999 ein Teil der Volksrepublik China – und in der Demokratischen Republik Osttimor den Status einer kooffiziellen Amtssprache. Hinzu kommen in Afrika und Asien noch verschiedene Kreolsprachen auf portugiesischer Grundlage (Kreols der Guinea-Küste Afrikas, Indo-, Malayo- und Sinokreols).
In den USA und Kanada, in Venezuela, Argentinien und Australien und in verschiedenen Ländern West- und Mitteleuropas ist Portugiesisch die Sprache zahlreicher portugiesischer Einwanderer.
Auch in der Republik Südafrika und in Namibia gibt es nennenswerte portugiesischsprachige Gemeinschaften.
Während in Guinea-Bissau das Portugiesische Konkurrenz durch die französische Amtssprache der benachbarten Staaten Guinea-Konakry und Senegal erfährt, gilt dies im Hinblick auf Mosambik für die englische Sprache aller sechs Nachbarländer.

Die Gemeinschaft der Länder portugiesischer Sprache (CPLP) wäre eigentlich berufen, die internationale Stellung der portugiesischen Sprache zu fördern. Diese Rolle nimmt die CPLP bisher nur zögerlich wahr.

Dessen ungeachtet ist Portugiesisch neben Spanisch Amtssprache im Mercosul, in der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) neben Spanisch, Englisch und Französisch, in der Afrikanischen Union (AU) neben Englisch, Französisch und Arabisch, in der Entwicklungsgemeinschaft des Südlichen Afrika (SADC) neben Englisch und in der Europäischen Union (EU) neben 23 weiteren europäischen Sprachen.

Die Förderung der portugiesischen Sprache als Zweit- und Fremdsprache fällt immer noch hinter der des Englischen und Französischen – Sprachen mit einer langen Tradition in diesem Bereich – zurück.
Heute wird Portugiesisch von über 200 Millionen Menschen regelmäßig gesprochen. Damit nimmt es den 5. Rang unter den Weltsprachen ein.

Die Sprachenvielfalt der EU führt immer wieder dazu, daß Übersetzungen von Gebrauchsanweisungen und Montageanleitungen in einer Mischung von Spanisch und Portugiesisch abgefaßt werden, die den Ansprüchen des Konsumenten nicht gerecht werden.

Portugiesischer Sprachunterricht in Spanien

In Spanien lernen nach dem Stand von 2005 14.000 Schüler an Sekundarschulen und Studenten an Universitäten Portugiesisch. Dabei sind 3 Autonome Gemeinschaften besonders hervorzuheben: Die Extremadura mit Badajoz und Cáceres, Madrid mit einer Lektorenstelle des Instituto Camões an der Universidad Autónoma de Madrid und Katalonien.

Für die Extremadura hat das Portugiesische eine besondere Bedeutung, da sie unmittelbar an Portugal grenzt, ein Umstand, der zu zahlreichen grenzüberschreitenden Kontakten besonders mit dem Alentejo und Mittelportugal führt.
In diesem Teil Spaniens lernen allein 10.000 Schüler und Studenten die Sprache des Nachbarlandes mit finanzieller Unterstützung des Europäischen Regionalen Entwicklungsfonds (FEDER).
In 10 öffentlichen Sprachschulen rangiert Portugiesisch an vorderer Stelle, nur vom Englischen in der Zahl der Lernenden übertroffen.
Auch in Olivença, einer Stadt, die bis 1805 einen Teil Portugals bildete, besteht bei der jungen Generation verstärktes Interesse, die Sprache ihrer portugiesischsprachigen Vorfahren zu erlernen.

Portugiesischer Sprachunterricht in spanischsprachigen Ländern Südamerikas

Mit der Begründung des Gemeinsamen Marktes aus Argentinien, Uruguay, Paraguay und Brasilien (Mercosul) ist das Interesse an der portugiesischen Sprache in den La-Plata-Staaten gestiegen.
1999 wurde ein Centro de Língua Portuguesa des Instituto Camões im Instituto de Enseñanza Superior de Lenguas Vivas “Juan Ramón Fernandez” in Buenos Aires eröffnet.
Dieses Institut bildet Lehrer für den Portugiesischunterricht an argentinischen Schulen aus und bietet Portugiesisch-Sprachkurse für Geschäftsleute, die Handelsbeziehungen zu Brasilien unterhalten.
Von 1900 bis 1965 sind über 40.000 Portugiesen aus dem Algarve nach Argentinien eingewandert, deren Nachkommen ein besonderes Interesse für die Sprache ihrer Eltern und Großeltern zeigen.
Im November 2005 wurde zwischen den Bildungsministerien Argentiniens und Brasiliens ein Protokoll unterzeichnet, das die Förderung der portugiesischen Sprache in Argentinien und die des Spanischen in Brasilien als Zweitsprache vorsieht. Dabei soll der Unterricht in der Sprache des Vertragspartners in der jeweiligen Grenzregion besondere Förderung erfahren.

In Uruguay wird bereits seit 2008 Portugiesisch in der brasilianischen Variante in den drei obersten Klassen der Primarschule und in den drei ersten Schuljahren der Sekundarschule als Pflichtfach interrichtet und ist dabei, die englische Sprache als erste Pflichtfremdsprache abzulösen.
Besondere Aufmerksamkeit findet Portugiesisch bei den Brasiguayos im Norden des Landes an der Grenze zu Brasilien und in der Hauptstadt Montevideo.
Zusätzlich genießt die portugiesische Sprache eine Förderung durch das Instituto Uruguayo-Brasileiro und den Club Brasil.

Auch in Paraguay wird die portugiesische Sprache gelehrt. Dies gilt für die 15- bis 17-jährigen Schüler. Sie haben die Wahl zwischen den Fremdsprachen Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch und Portugiesisch. Da es in Paraguay zahlreiche zugewanderte Brasilianer gibt und der Handel mit Brasilien ständig zunimmt, besteht auch hier großes Interesse an der portugiesischen Sprache, das vom Centro de Estudos Brasileiros in der Hauptstadt Asunción unterstützt wird. Ferner besteht in der Hauptstadt ein Studiengang für Portugiesisch mit dem Abschluß der Lizentiatur an der Nationaluniversität Paraguays.

Schließlich gibt es auch in Bolivien, Kolumbien und Venezuela Bestrebungen zur Einführung des Portugiesischen in den jeweiligen Grenzregionen zu Brasilien.
Während in Kolumbien sich der Portugiesischunterricht in Leticia noch im Anfangsstadium befindet, wird in Tabatinga/Brasilien schon seit einigen Jahren Spanischunterricht ab der Primarschule erteilt. Hierbei unterstützen sich die Schulen im grenznahen Bereich über die Grenze hinweg. Dabei ist auch ein Austausch von Lehrern dieser Schulen mit dem Nachbarland vorgesehen.

* Bibliographischer Hinweis:
Isabel Hub Faria, Política linguística da língua portuguesa: o que está a mudar e o que é preciso mudar, Revista Veredas [Universidade Federal de Juiz de Fora] 4,1:9-19