von Dietrich Köster
Trotz immer wieder aufflackerndem Anti-US-Amerikanismus ist Brasilien das portugiesischsprachige Land, das besonders viele Begriffe aus dem Englischen der Vereinigten Staaten von Amerika in die eigene Sprache übernommen hat. Dabei kommt es zu sprachlichen Übergriffen, die vermuten lassen, daß die Brasilianer meinen, sie übernähmen mit einer Vielzahl von US-amerikanischen Ausdrücken auch gleich den relativ höheren Lebensstandard der Vereinigten Staaten mit.
Gegen diese sprachlichen Mißstände wendet sich der aus dem brasilianischen Bundesstaat São Paulo stammende Parlamentarier der Abgeordnetenkammer des brasilianischen Kongresses Aldo Rebelo.
Dieser Politiker hat den Gesetzentwurf PL n.° 1676 im März 2001 in die Abgeordnetenkammer eingebracht, der im Artikel 2 festlegt, daß die öffentliche Hand in Verbindung mit der Zivilgesellschaft sich dafür einsetzen soll, daß Fremdwörter – hier ist besonders an Anglizismen des US-amerikanischen Englisch zu denken – portugiesiert werden. Dabei will der Abgeordnete aber nur die Wörter aus dem Englischen ersetzen, die sich leicht ins Portugiesische übertragen lassen.
Der Academia Brasileira de Letras fällt dabei die Aufgabe zu, die Wörter ausländischer Herkunft sprachlich so anzupassen, daß diese Begriffe nicht mehr als Fremdkörper empfunden werden können.
Der erwähnte Gesetzentwurf ist im März 2002 von der Abgeordnetenkammer in Brasília verabschiedet worden. Die Zustimmung des Senats steht noch aus.
Neben dem genannten Parlamentarier setzt sich der Movimento Nacional em Defesa da Língua Portuguesa für die Reinerhaltung der portugiesischen Sprache ein. Es geht darum, von über 5.000 Neueintragungen von Anglizismen der jüngsten Ausgabe des Vocabulário Ortográfico da Língua Portuguesa so viele wie möglich durch portugiesische Begriffe zu ersetzen.
Die Liste der Anglizismen kann unter
http://www.ipv.pt/anglicismos/angl_a.htm
nachgelesen werden.
Als ein besonders abschreckendes Beispiel eines brasilianischen Wortungetüms sei der Begriff blecaute für Stromausfall/corte de energia/apagão genannt.
Schließlich sei erwähnt, daß sich selbst die sprachbewußten Franzosen – verkörpert durch die Académie Française – bei der Eindämmung der Flut von Anglizismen in der französischen Sprache schwertun.
Nur den mustergültigen Isländern gelingt es, ihre Sprache durch Bildung neuer Wörter auf der Grundlage ihres eigenen Sprachschatzes von fremdsprachlichen Einflüssen in Form von Anglizismen freizuhalten.
Aus der Informationsschrift Willkommen in Island sei noch zu den Fremdwörtern zitiert:
Um die Sprache rein und ohne ausländischen Einfluß zu erhalten, ist ein spezielles Komitee dafür zuständig, neue isländische Wörter für neue Konzepte und Technologie zu finden. Das isländische Wort für “Computer” z.B. ist “tölva”, eine Kombination aus den Wörtern “tala” (Zahl) und “völva” (Prophet).
Stand: 2002